The Rise of the Dragon von George R.R. Martin

Wie bereits beim Buch: The World of Fire and Ice handelt es sich nicht um einen Roman im klassischen Sinne, sondern um eine fiktionale Geschichtsschreibung aus der Welt von George R.R. Martin.

Das Buch ist in englischer Sprache gehalten und reich mit zahlreichen Bildern ausgestattet. Es kommt in einem festen Einband daher und 345 Seiten. Es macht dabei einen sehr wertigen Eindruck.

Inhaltlich erzählt es die Geschichte von der Eroberung der Sieben Königslande, über den Tanz der Drachen, bis zur Krönung von Aegon III. In der Form eines Geschichtsbuches gehalten, werden die Ereignisse dennoch spannend geschildert und Fans der Bücher und Serien kommen auf ihre Kosten.

Gerade die Bilder, Zeichnungen und Landkarten ziehen einen sehr tief in die Geschichte hinein.

Verwirrend wie immer sind teils die Namen der Häuser und die Verwandtschaftsbeziehungen, was aber gerade auch den Reiz des Buches ausmacht, dies entsprechend mit in die Erzählung einzubinden.

Insgesamt ein sehr gelungenes Buch, wenn man ohnehin ein Fan der Phantasywelt ist.

Einfach Literatur von Klaus Willbrand

Klaus Willbrand war selbst ein Phänomen, indem er, als Antiquar im hohen Alter in den sozialen Medien aktiv wurde, um das Lesen und die Literatur erneut in den Focus der Betrachtung zu rücken. Dies zeigt sich auch daran, dass er einen eigenen Artikel bei Wikipedia erhalten hat. Welcher Antiquar kann dies schon von sich behaupten?

Das Buch selbst enthält weite biographische Züge des Autors und seiner Coautorin, die seinen Werdegang im Leben, privat und beruflich, mit und um das Lesen und die Literatur beschreiben.

Im Werk selbst werden Autoren kurz angesprochen und die Werke, die der Autor für wichtig erachtet. Es folgt eine kurze Inhaltsangabe der Werke und meist auch eine Einordnung des Autors in seine Zeit und die Politik. Teilweise wird dann auch ein Bezug zu Klaus Willbrand hergestellt, in welcher Phase seines Lebens er mit dem Werk in Berührung kam.

Das Buch selbst umfasst 219 Seiten an Text, wobei die einzelnen Kapitel einfach zu lesen sind. Sie sind in kurzer und prägnanter Weise verfasst und lassen keine langen Stellen aufkommen.

Geschrieben ist das Werk eher in der Form eines imaginären Gespräches mit dem Verfasser, in dem er seinen Lebensweg und seine Erfahrung mit der Literatur und den Büchern teilt.

Interessant sind dabei auch die Beschreibung seines eigenen Werdeganges und seine politische Selbsteinordnung. Er beschreibt dabei auch seine Entwicklung in politischen Ansichten und gescheiterte Projekte, die ihn sehr menschlich und nahbar erscheinen lassen.

Insgesamt ist das Buch zu empfehlen, wenn man eine kurze Übersicht über wichtige Autoren und eine kurze Einordnung deren Werke sucht. Sehr zu empfehlen ist es, wenn man Anregungen sucht, welche Werke man lesen könnte und ob diese den eigenen Vorstellungen und vor allem dem eigenen Geschmack entsprechen könnten.

Das Buch ist für ca. 22,00 Euro im Handel erhältlich.

Pope Joan von Donna Woolfolk Cross

Bei dem Buch handelt es sich um die Vorlage für den Film Die Päpstin.

Das Buch beschreibt sehr eindrücklich (hier im englischen Original) die Geschichte einer jungen Frau, die sich mehr für das Lernen und das Lesen interessiert, als für die im 9. Jahrhundert typischen Pflichten des Kinderempfangens und der Hausarbeit.

Ob es eine Päpstin Johannes gegeben hat, ist eine Spekulation und kann heute nicht bewiesen werden. Die Spekulationen darüber halten aber an und werden in diesem Buch sehr ansprechend verarbeitet.

Das Buch geht dabei sehr detailliert auf die Lebenswirklichkeit der normalen Bevölkerung, das Leben im Kloster und die Lebensumstände des Adels und der Kirche ein. Die Beschreibungen sind dabei sehr immersiv und ziehen den Leser in die Zeit hinein. Dass hier eine Frau die Hauptfigur ist, fällt beim Lesen oft gar nicht auf, da eher die Beschreibung der Umgebung und der politischen Verhältnisse im Vordergrund steht und die Hauptfigur sich darin sehr gut einfügt.

Die Geschichte setzt dabei mit der Kindheit der Protagonistin ein und beschreibt ihr Leben in einem einfachen Dorf auf dem Land in Deutschland. Die Gewalt in der Ehe und die unterschiedliche Behandlung von Kinder, gerade zwischen Männern und Frauen, werden hier thematisiert, wie auch die Ablehnung von fremden Personen und nicht christlichen Wissens in der Zeit.

Die Beschreibung des Lebens im Kloster, der Bezug auf den germanischen, heidnischen Glauben und den moralischen Verfall der kirchlichen Elite sind im Buch wahrnehmbar und dienen als Kontrast zur vermeintlichen Überlegenheit der kirchlichen Moral den Frauen gegenüber.

Johanna ist dabei keine Heldin, sondern die Beschreibung dient dazu, den Weg einer Person zu beschreiben, die sich gegen Vorurteile und gesellschaftliche Konventionen stellt, nicht, um andere zu überzeugen, sondern das selbst gewählte Leben leben zu können.

Der Hauptteil des Buches verfügt über 408 Seite, nebst einem Anhang der Autorin mit Erläuterungen zum Werk.

Damir-Geilsdorf, Sabine, Islamismus, Bonn, BPB, 2024

Das Werk behandelt in systematischer Weise den Begriff und die Entwicklung des Islamismus sowie dessen Erscheinungsformen in Deutschland und weltweit. Ausgangspunkt ist die begriffliche Abgrenzung zwischen Islam als Religion und Islamismus als politischer Ideologie. Islamistische Bewegungen wollen Gesellschaft und Politik nach islamischen Vorstellungen umgestalten, unterscheiden sich jedoch stark in Methoden und Reichweite. Während legalistische Gruppen legale Mittel nutzen, propagieren dschihadistische Strömungen Gewalt und inszenieren sich als Kämpfer Gottes. Dabei wird der Koran selektiv interpretiert, etwa zur Rechtfertigung von Gewalt oder Sklaverei, obwohl er eigentlich Zwang im Glauben verbietet. Antisemitische Deutungen entwickelten sich vor allem im 20. Jahrhundert. Auch der Salafismus, verstanden als Rückkehr zu den „frommen Vorfahren“, stellt eine bedeutende Strömung dar, die sich unter anderem durch äußere Abgrenzung manifestiert.

Historisch wurzelt der Islamismus im späten 18. Jahrhundert als Reaktion auf Kolonialismus und Säkularisierung. Bedeutend waren der Wahhabismus und die enge Allianz mit dem saudischen Königshaus, später die Gründung der Muslimbruderschaft 1928. Mit Osama bin Laden und al-Qaida entstand Ende des 20. Jahrhunderts eine global agierende Terrorbewegung, die schließlich in den Islamischen Staat (IS) mündete, der heute insbesondere in Afrika aktiv ist.

In Deutschland reichen islamistische Strukturen bis in die 1950er Jahre zurück. Mit der Gründung islamischer Gemeinschaften und neuerdings der Deutschen Muslimischen Gemeinschaft (DMG) wurden institutionelle Strukturen geschaffen. Seit den 2000er Jahren spielen Internet und soziale Medien eine zentrale Rolle bei der Verbreitung extremistischer Ideologien. Zwischen 2011 und 2020 reisten über 1.000 Personen aus Deutschland nach Syrien zum IS. Die Behörden unterscheiden zwischen „Gefährdern“ und „relevanten Personen“. Islamistische Propaganda greift häufig einfache Gegensätze auf und richtet sich gegen Demokratie und Selbstbestimmung.

Im Verhältnis zu Demokratie zeigt sich eine gewisse Ambivalenz: Während die islamische Tradition mit der schura (Ratsversammlung) partizipative Elemente kennt, lehnen radikale Strömungen Demokratie als „göttliche Anmaßung“ ab. Dennoch ließen sich in Ägypten und Tunesien moderatere Entwicklungen islamistischer Parteien beobachten.

Der Radikalisierungsprozess wird meist durch persönliche Krisen, Ausgrenzungserfahrungen und ein starkes Schwarz-Weiß-Denken geprägt. Häufig sind die Betroffenen religiös wenig gebildet und konstruieren sich einen fragmentarischen Islam. Besonders anziehend wirkt auf junge Menschen die absolute Ausrichtung des Lebens an einer vermeintlich eindeutigen Wahrheit. Religiöse Gewalt erweist sich dabei als besonders brutal, da sie auf einen jenseitigen Richter bezogen ist.

Prävention erfordert die Vermeidung von Stigmatisierung sowie eine fundierte islamische Bildung, die Verzerrungen entgegenwirken kann. Schwierigkeiten bestehen in der fehlenden institutionellen Verankerung, da es keine „Amtskirche“ gibt und Angebote meist ehrenamtlich getragen werden.

Das Buch umfasst ca. 130 Seiten und kann der BPB bezogen werden.

Wedekind, Birgit, Das Widerspruchsverfahren in der Praxis, 3. Auflage, Buchloe, Richard Boorberg Verlag, 2020

Birgit Wedekind behandelt in ihrer praxisorientierten Darstellung die vielschichtige Struktur und rechtliche Einordnung des Widerspruchsverfahrens (WS-Verfahren) im deutschen Verwaltungsrecht. Ausgangspunkt ist die Feststellung, dass das Widerspruchsverfahren als vorgerichtliches Rechtsmittel eine zentrale Bedeutung für den effektiven Rechtsschutz gemäß Art. 19 Abs. 4 GG besitzt, in der Praxis jedoch zunehmend eingeschränkt wird – was rechtsstaatlich problematisch sei.

Grundlagen und Systematik

Das Widerspruchsverfahren ist in den §§ 68–73 VwGO geregelt, stellt jedoch kein Gerichts-, sondern ein Verwaltungsverfahren dar, das innerbehördlich zur Überprüfung von Verwaltungsakten dient. Es besitzt Suspensiv- und Devolutivwirkung (§§ 68, 80 VwGO), d.h., es hemmt die Vollziehbarkeit und verlagert die Entscheidung ggf. auf eine andere Behörde. Es dient sowohl der Selbstkontrolle der Verwaltung als auch der Entlastung der Verwaltungsgerichte.

Ablauf des Verfahrens

Das Verfahren beginnt mit dem Widerspruch, der schriftlich oder zur Niederschrift zu erheben ist (§ 70 VwGO). Die Ausgangsbehörde prüft zunächst die Zulässigkeit und Begründetheit; ist der Widerspruch begründet, erfolgt die Abhilfe. Wird nicht abgeholfen, ist die nächsthöhere Behörde zur Entscheidung verpflichtet, es sei denn, Ausgangs- und Widerspruchsbehörde sind identisch (§ 68 Abs. 1 VwGO, § 8a AGVwGO). Formale Anforderungen, insbesondere zur Bekanntgabe und Fristberechnung (§§ 41, 57 VwGO, § 222 ZPO), werden detailliert behandelt.

Rechtsschutzfunktion und Grenzen

Die Autorin betont die Bedeutung der materiellen und formellen Rechtmäßigkeit sowie der Ermessensausübung (§ 114 VwGO). Das Widerspruchsverfahren erlaubt eine umfassendere Prüfung als das gerichtliche Verfahren, da dort die Zweckmäßigkeit nicht mehr maßgeblich ist. Auch die sog. reformatio in peius (Verböserung) ist im Verwaltungsverfahren zulässig, bedarf aber einer Anhörung (§ 28 VwVfG).

Bescheid und Kosten

Der Widerspruchsbescheid muss gemäß § 73 VwGO eine Begründung und Kostenentscheidung enthalten. Die Zustellung erfolgt nach den Vorschriften des Verwaltungszustellungsgesetzes (VwZG). Auch eine Rücknahme des Widerspruchs ist möglich, hat aber Einfluss auf die Kostenlast. Besondere Aufmerksamkeit schenkt das Werk der Kostenerstattung durch die Behörde bei erfolgreichem Widerspruch und der Frage der Notwendigkeit anwaltlicher Vertretung (§ 80 VwVfG, BVerwG NJW 1978, 1988).

Sonderfragen und Ausblick

Im letzten Teil widmet sich das Buch speziellen Problemlagen, etwa der Zustellung im Ausland, der Vertretung juristischer Personen oder der Besonderheiten bei Ersatzvornahme und Vollstreckung. Der zunehmende Wegfall des Widerspruchsverfahrens in Spezialmaterien (z. B. Ausländerrecht, Prüfungsrecht) wird kritisch betrachtet und als Aushöhlung rechtsstaatlicher Grundsätze gewertet.

Das Buch umfasst 250 Seiten und ist für rund 30,00 Euro erhältlich.

Akdamämlich von Prof. Dr. Zümrüt Gülbay-Peischard

Die Autorin, selbst Professorin mit Migrationshintergrund, zeichnet ein kritisches und pointiertes Bild vom gegenwärtigen Zustand des deutschen Hochschulwesens und seiner Studierendenschaft. Das Buch ist eine Mischung aus persönlicher Erfahrung, pädagogischer Analyse und gesellschaftspolitischer Kritik.


1. Bildung als kostenloses, aber nicht wertgeschätztes Gut

Gülbay-Peischard beklagt, dass das kostenfreie Bildungssystem Deutschlands vielfach zu einer Konsumhaltung geführt habe. Studierende betrachteten Bildungsangebote oft nicht als Chance, sondern als Anspruch. Ein Leistungsbewusstsein sei kaum vorhanden, Lernen erfolge bulimieartig, kritisches Denken sei rar. Künstliche Intelligenz wie ChatGPT werde genutzt, aber nicht reflektiert. Studierende seien oft nicht in der Lage, selbst anspruchsvolle Texte zu verstehen oder Interesse für ihre Fächer zu entwickeln.


2. Persönliche Bildungsbiografie als Kontrastmodell

Als Kind türkischer Gastarbeiter, die selbst keine Schulbildung genossen, hebt die Autorin den Wert von Bildung als Aufstiegschance hervor. Sie stellt dem heutigen studentischen Anspruchsdenken ihre eigene Erfahrung gegenüber, in der Bildung als Privileg galt. Arbeit, so Gülbay-Peischard, werde heute von vielen als Zumutung empfunden, obwohl empirisch belegt sei, dass Arbeitszeiten von bis zu 50 Stunden pro Woche keine negativen Effekte haben müssten.


3. Oberflächlichkeit und fehlende Anstrengung im Studium

Studierende strebten oft nur nach dem „Schein“ und nicht nach Erkenntnis. Eigenverantwortung, regelmäßige Vorbereitung und Vertiefung des Stoffes würden gescheut. Dozenten mit hohem Anspruch würden gemieden, während andere ihre Anforderungen senkten, um gute Evaluationen zu erhalten. Prüfungsleistungen würden häufig durch minimalen Aufwand vorbereitet, Betrugsversuche nähmen zu, und Mitarbeit werde als Zumutung verstanden.


4. Sprachliche und kognitive Defizite

Die Autorin sieht grundlegende Schwächen in Ausdrucksfähigkeit, Lesekompetenz und Textverständnis. Juristische Klausuren würden zu oft durch das bloße Abschreiben von Gesetzestexten bestritten, weil das Verstehen und Anwenden schwerfiele. Die Nutzung von Smartphones, Autokorrektur und fehlende Übung im Schreiben führten zu einem eingeschränkten aktiven Wortschatz und zu Denk- und Strukturarmut.


5. Mangelnde Umgangsformen und Empathie

Auch das soziale Verhalten vieler Studierender sei problematisch. Es fehle an Höflichkeit, Aufmerksamkeit im Unterricht, und grundlegenden Kommunikationsfähigkeiten. Smartphones störten den Ablauf, es würden unaufgefordert Sprachnachrichten verschickt, und die Fähigkeit zu direkten Gesprächen nehme ab. Empathie, etwa das Türöffnen für andere, sei vielfach nicht mehr selbstverständlich.


6. Weltfremde Wahrnehmung und ideologische Scheuklappen

Allgemeinbildung sei ebenso wie politisches Verständnis unterentwickelt. Gesellschaftliche Debatten würden oft mit ideologischer Voreingenommenheit geführt, Verantwortung aber stets bei anderen gesucht – insbesondere beim Staat. Kritische Rückmeldungen würden schnell mit Diskriminierungsvorwürfen gekontert und eine sachliche Auseinandersetzung erschwert.


7. Eltern als Teil des Problems

Die Autorin kritisiert Curling-Eltern, die ihre Kinder vor allen Widrigkeiten schützen und ihnen keinen Raum für Selbstständigkeit lassen. Viele Studierende seien dadurch nicht konfliktfähig, nicht kritikbereit und nicht in der Lage, mit den Realitäten des Lebens umzugehen. Auch die emotionale und finanzielle Abhängigkeit von den Eltern bleibe oft bis ins Erwachsenenalter bestehen.


8. Versagen von Schule und Gesellschaft

Schon im Schulsystem werde nicht gelernt, wie man lernt, sondern nur auswendig. Die Zahl der funktionalen Analphabeten mit Abitur sei alarmierend. Eltern beeinflussten die Leistungsbewertung massiv und drängten ihre Kinder zur Hochschule, unabhängig von deren Fähigkeiten. Die duale Ausbildung sei gesellschaftlich abgewertet, obwohl sie oft passender wäre.


9. Lösungsansätze

Gülbay-Peischard fordert verpflichtende Praxisjahre, klare Leistungsrückmeldungen, eine stärkere Betonung von Fleiß und Durchhaltevermögen sowie mehr Ehrlichkeit im Umgang mit eigenen Schwächen. Auch die Hochschulen müssten sich stärker auf ihre Bildungs- und Erziehungsfunktion besinnen und dürften sich nicht auf die Rolle der Dienstleister reduzieren lassen.


Fazit

„Akadämlich“ ist ein streitbares, aber differenziert argumentiertes Plädoyer für ein Umdenken in der Hochschulbildung. Es ruft zur Rückkehr zu Leistungsorientierung, Eigenverantwortung und Bildung als ernstzunehmender gesellschaftlicher Aufgabe auf. Gülbay-Peischard bringt darin nicht nur systematische Kritik, sondern auch persönliche Erfahrung und klare Forderungen zusammen – ein Denkanstoß für Bildungspolitik, Eltern, Lehrende und Studierende gleichermaßen.

Das Buch hat 237 Seiten und ist für ca. 20 Euro erhältlich.

Herder, Manuel, Der Papst der Bücher

Manuel Herders Werk porträtiert Joseph Ratzinger nicht nur als Theologen, sondern als „Papst der Bücher“, dessen intellektuelles Vermächtnis besonders in seinen Schriften sichtbar wird. Früh mit dem Herder-Verlag verbunden, trat Ratzinger nicht als klerikaler Machtmensch auf, sondern als feinsinniger Gelehrter mit innerer Milde und tiefer Spiritualität. Seine Werke kreisen um zentrale Themen des Glaubens: Glaube, Hoffnung und Liebe, wobei er stets den Dialog mit Nichtgläubigen suchte und den Glauben als personale Beziehung zu Gott verstand – nicht als abstraktes Dogma.

In den Jesusbüchern, die bereits vor seinem Pontifikat entstanden, interpretiert er die Rolle Jesu neu: als Prophet und Sohn Gottes, der die Verbindung zu Gott neu definiert. Ratzinger betont die innere Autorität Jesu, die sich nicht aus der Institution, sondern aus göttlicher Nähe speist. Er hinterfragt rituelle Fixierungen und verlagert den religiösen Fokus auf die Gemeinschaft der Gläubigen. Seine theologische Tiefe spiegelt sich besonders in der Darstellung von Eucharistie und Opfer wider: Christus wird als letztes Opfer verstanden, das die sakramentale Gemeinschaft stiftet.

Seine großen Reden während des Pontifikats zeugen vom Spannungsfeld zwischen Glaube und Vernunft. Er bekennt sich zur Wissenschaft, fordert jedoch ihre ethische Rahmung. Politik soll dem Recht dienen, nicht der Macht. Besonders markant ist seine Absage an die gewaltsame Missionierung – Glaube kann nur durch Überzeugung wachsen.

Zur Kirche äußert er sich als Verteidiger des Konzils von Vatikan II, das er als Vertiefung, nicht als Bruch mit der Tradition begreift. Seine ökumenischen Impulse zeigen sich in der Anerkennung anderer christlicher Kirchen und dem interreligiösen Dialog. Ratzinger sieht in der Kirche Zuflucht und Orientierung, jedoch auch den Anspruch, sich von weltlichen Zwängen zu entflechten.

Im Kapitel Barmherzigkeit und Rechtfertigung betont er Gottes liebende Zuwendung über die Gerechtigkeit. In der Liturgie erkennt er eine göttlich gestiftete Ordnung, die nicht beliebig verändert werden darf. Politisch sieht er in der Trennung von Kirche und Staat Chancen, verweist aber auch auf Gefahren einer rein säkularen Gesellschaft, insbesondere im Kontext von Sterbehilfe und Werteverlust.

Das Buch zeigt einen Papst, der mehr Denker als Regent war – einer, dessen bleibende Spuren in der Tiefe seiner Theologie und der geistigen Kraft seiner Texte liegen.

Das Buch umfasst insgesamt 328 Seiten Fließtext und ist für ca. 28,00 Euro erhältlich.

Sahr, Aaron, Geldpolitik im Umbruch, Bonn, BPB, 2024

„Geldpolitik im Umbruch“ von Aaron Sahr

1. Einleitung und Grundannahmen der Geldpolitik

Aaron Sahr eröffnet seine Analyse mit einem Rückblick auf die Inflationswelle in der Eurozone ab dem Jahr 2022. Diese ökonomische Herausforderung veranlasste eine breitere gesellschaftliche und politische Diskussion über die Rolle der Geldpolitik. Er betont, dass traditionelle Vorstellungen, wonach eine direkte Korrelation zwischen Geldmenge und Inflation besteht, überholt seien. Die geldpolitische Steuerung erfolge heute primär über Zinsentscheidungen der Zentralbanken, wobei hohe Zinsen als Bremse und niedrige Zinsen als Anreiz wirken sollen. Besonders in Deutschland sei die Erinnerung an die Hyperinflation von 1923 tief verankert, was zu einer besonders sensiblen Reaktion gegenüber Preissteigerungen führt.

2. Die Sprache und Struktur des Geldsystems

Die Komplexität des modernen Geldsystems wird in einem eigenen Abschnitt beleuchtet. Fachbegriffe, Derivate und abstrakte Finanzinstrumente tragen dazu bei, dass ein großer Teil der Bevölkerung von der tatsächlichen Funktionsweise der Geldpolitik entfremdet bleibt. Sahr verweist auf die Grundstruktur des heutigen Bankensystems, das im Kern auf wechselseitigen Schuldenversprechen basiert – auch Bankguthaben sind rechtlich gesehen bloß Forderungen an Geschäftsbanken.

3. Historisches Trauma: Die Hyperinflation von 1923

Ein zentrales Kapitel widmet sich der deutschen Erinnerung an die Hyperinflation. Diese wird nicht nur als wirtschaftliches, sondern auch als kulturelles Trauma verstanden, das über Bildungseinrichtungen und Medien tradiert wird. Dabei betont Sahr, dass die Hyperinflation selbst für breite Bevölkerungsschichten – insbesondere Arbeiter mit häufigen Lohnanpassungen – weniger dramatisch war als für Beamte oder Lehrer. Die Erinnerung sei verzerrt: Viele verorten sie fälschlicherweise ins Jahr 1929 statt 1923. Politisch lässt sich ein direkter Zusammenhang zwischen Hyperinflation und dem Aufstieg des Nationalsozialismus nicht eindeutig belegen.

4. Die politische Natur des Geldes

Sahr stellt die gängige Sichtweise infrage, Geld sei ein neutrales Tauschmittel. Er verweist auf die Kredittheorie, nach der Handel schon immer auf Schulden und Leistungsversprechen basierte – nicht auf direktem Tausch. Zentralbanken, wie die im 17. Jahrhundert gegründete Bank of England, erhielten das Monopol zur Geldschöpfung und konnten durch staatliche Akzeptanz (z. B. zur Steuerzahlung) Papiergeld etablieren. Die Geldschöpfung durch Geschäftsbanken wird hingegen weitgehend unkontrolliert zugelassen.

5. Demokratische Defizite und institutionelle Logiken

Trotz der enormen Bedeutung von Geldpolitik sei diese demokratisch nur schwach legitimiert. Die Zentralbanken gelten als „lender of last resort“ und besitzen mit ihrer Fähigkeit zur quasi unbegrenzten Geldschöpfung eine enorme Machtfülle. Auch der deutsche Fiskalgrundsatz – Staatsfinanzierung primär durch Steuern – wird dabei zur Diskussion gestellt. Die EZB sucht zunehmend den Schulterschluss mit politischen Akteuren, um geldpolitische Maßnahmen besser vermitteln zu können.

6. Eurozonen-Konflikte und monetäre Narrative

Die Vorstellung, dass sich die Eurozone in Hart- und Weichwährungsländer aufteilen ließe, wird von Sahr als analytisch unzureichend zurückgewiesen. Vielmehr ähnele die Eurozone strukturell einem Nationalstaat mit innerregionalen Spannungen – vergleichbar etwa mit dem wirtschaftlichen Nord-Süd-Gefälle innerhalb Italiens. Deutschland und Frankreich etwa entziehen sich der typologischen Einordnung. Die EZB agiert zunehmend wie eine politische Institution, die Macht in der öffentlichen Kommunikation sucht.

7. Soziologische Perspektiven: Verteilungskämpfe

Sahr betont die soziologische Dimension der Geldpolitik: Inflation und Löhne stehen in einem dialektischen Verhältnis, bei dem Gewerkschaften durch Lohnforderungen Preissteigerungen antizipieren – und letztlich mitverursachen. Der Hinweis auf Max Weber zeigt, dass ökonomische Entwicklungen stets auch Macht- und Verteilungskonflikte widerspiegeln.

8. Der geopolitische Kontext: Dollar, Öl und Krieg

Ein umfassendes Kapitel widmet sich dem Verfall des Dollar-Standards und den geopolitischen Verschiebungen. Das Ende des Bretton-Woods-Systems 1971 bedeutete das Ende des Goldstandards. Die Dominanz des Dollars stützte sich fortan auf den Handel mit Öl („Dollar-Öl-Standard“) und militärische Macht. Sanktionen gegen Russland im Jahr 2022 illustrieren die politische Instrumentalisierung von Geldflüssen. Fiatgeld – also ungedecktes Geld – ist besonders krisenanfällig, wenn das Vertrauen schwindet.

9. Kryptowährungen und Alternativen

Obgleich Kryptowährungen wie Bitcoin oft als emanzipatorische Alternativen dargestellt werden, sieht Sahr diese eher skeptisch. Die Mehrheit der Nutzer ist weiterhin auf zentralisierte Plattformen angewiesen und erleidet häufig Verluste. Die klassische liberale Vorstellung eines unregulierten Marktes – etwa bei Adam Smith – wird fehlinterpretiert, da Smith gerade auf die Notwendigkeit klarer Regeln verwies.

10. Fazit: Geldpolitik im Spannungsfeld von Vertrauen, Politik und Gesellschaft

Sahr schließt mit dem Hinweis, dass Vertrauen in Geldpolitik essenziell sei, Verständnis hingegen zweitrangig – wie schon Roosevelt sagte. Geldpolitik sei kein rein technischer Bereich, sondern Ausdruck gesellschaftlicher Aushandlungsprozesse. Die Debatte über Inflation, Zentralbankpolitik und Alternativwährungen berührt fundamentale Fragen des Staates, der Demokratie und der Verteilungsgerechtigkeit.

Das Buch umfasst 264 Seiten und kann bei der BPB für 5,00 Euro bezogen werden.

Eisiges Schweigen Flussabwärts von Michael Thumann

Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann, Michael | Hardcover

In seinem 2025 erschienenen Buch Eisiges Schweigen flussabwärts unternimmt der ZEIT-Korrespondent Michael Thumann eine eindrucksvolle Reise von Moskau nach Berlin. Dabei dokumentiert er die zunehmende politische und gesellschaftliche Kälte zwischen Russland und Europa. Seine Route führt ihn über die schwer bewachten Außengrenzen Russlands, zunächst nach Osten Richtung Zentralasien, dann nach Westen über die baltischen Staaten und Polen nach Deutschland . (Eisiges Schweigen flussabwärts | Lesejury, csm_ZFL_social-media-bild_Schmidt_5859f41361.jpg, Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann | e-Book)

Thumann beschreibt eindringlich die Herausforderungen, denen sich Journalisten in Russland gegenübersehen, einschließlich Schikanen und eingeschränktem Zugang zu Informationen. Er berichtet von Begegnungen mit russischen Flüchtlingen und Menschen aus Osteuropa, die ihre Ängste vor Russlands Revanchismus und Kriegslust äußern . Dabei reflektiert er auch seine eigene Familiengeschichte und die Ursachen für das angespannte deutsch-russische Verhältnis. (Michael Thumann: Eisiges Schweigen flussabwärts bei hugendubel.de …, Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann | e-Book, csm_ZFL_social-media-bild_Schmidt_5859f41361.jpg)

Das Buch ist ein persönlicher Reisebericht, der die erneute Teilung Europas mit eigenen Augen erkundet und ein mitreißendes zeitgeschichtliches Zeugnis von der Suche nach einer Sicherheit bietet, die viele bereits verloren haben . (Eisiges Schweigen flussabwärts: Eine Reise von Moskau nach Berlin)

Bibliografische Angaben:

  • Autor: Michael Thumann
  • Titel: Eisiges Schweigen flussabwärts – Eine Reise von Moskau nach Berlin
  • Verlag: C.H.Beck
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • ISBN: 978-3-406-83003-7
  • Seitenzahl: 284

Dan Brown: Sakrileg

Dan Browns Thriller Sakrileg – The Da Vinci Code ist ein packender Mystery-Roman, der sich mit einer Verschwörung innerhalb der katholischen Kirche, der Kunstgeschichte und dem Geheimnis um den Heiligen Gral befasst. Die illustrierte Ausgabe enthält zahlreiche Bilder von Kunstwerken, Symbolen und Schauplätzen, die eine tiefere visuelle Ebene in die spannende Handlung einfügen.

Die Geschichte beginnt mit dem Mord am Kurator des Louvre, Jacques Saunière, in Paris. Vor seinem Tod hinterlässt Saunière kryptische Hinweise, die auf Leonardo da Vincis Werke, insbesondere die Mona Lisa und Das letzte Abendmahl, verweisen. Der Harvard-Symbologe Robert Langdon wird in den Fall verwickelt, als er von der französischen Polizei als Verdächtiger befragt wird. Ihm zur Seite steht die Kryptologin Sophie Neveu, die gleichzeitig die Enkelin des Ermordeten ist. Gemeinsam erkennen sie, dass Saunière zu einer geheimen Bruderschaft gehörte – dem Prieuré de Sion –, die seit Jahrhunderten ein verborgenes Wissen über den Heiligen Gral bewahrt.

Auf der Flucht vor der Polizei und dem zwielichtigen Bischof Aringarosa sowie seinem fanatischen Handlanger Silas, einem Opus-Dei-Mönch, folgen Langdon und Sophie einer Reihe von Rätseln und Hinweisen, die sie zunächst zu einem Schweizer Bankschließfach führen. Dort entdecken sie eine hölzerne Kryptex, die eine weitere geheime Botschaft enthält. Mit der Hilfe des exzentrischen Historikers Sir Leigh Teabing setzen sie ihre Suche fort, die sie nach England führt. Teabing erklärt ihnen seine Theorie, dass der Heilige Gral nicht – wie oft angenommen – ein Kelch sei, sondern ein verborgenes Geheimnis über Maria Magdalena. Sie sei nach Jesu Kreuzigung nach Frankreich geflohen und habe seine Blutlinie weitergetragen. Die Kirche habe diese Wahrheit über Jahrhunderte hinweg unterdrückt, um ihre eigene Macht zu schützen.

Während ihrer Flucht durch London und Paris entkommen Langdon und Sophie mehrfach nur knapp ihren Verfolgern. Doch schließlich werden sie von Teabing selbst verraten, der sich als Drahtzieher hinter der Jagd nach dem Gral entpuppt. In einem dramatischen Showdown wird Teabing verhaftet, während Langdon und Sophie das letzte Rätsel lösen: Der Heilige Gral ist in einer verborgenen Gruft unter der Rosslyn-Kapelle in Schottland. Dort entdeckt Sophie ihre wahre Herkunft – sie ist eine Nachfahrin Jesu und Maria Magdalenas. Doch die tatsächlichen Überreste des Grals bleiben unentdeckt.

Die Geschichte endet mit Langdons Erkenntnis, dass das Geheimnis des Grals verborgen bleiben muss, um seinen spirituellen Wert zu bewahren. Die letzte Szene zeigt ihn kniend vor dem Louvre, wo er versteht, dass das größte Mysterium möglicherweise direkt unter der Glaspyramide des Museums ruht.

Die illustrierte Ausgabe des Romans bereichert die fesselnde Erzählung mit Kunstwerken, historischen Dokumenten und Symbolen, die die vielschichtige Verschwörung noch greifbarer machen. Dan Browns Werk verbindet dabei fiktive Elemente mit realen kunsthistorischen und religiösen Theorien, was den Roman sowohl zu einer spannenden Lektüre als auch zu einem faszinierenden Einblick in die Welt der Symbolik macht.

Die illustrierte Ausgabe ist derzeitig nur antiquarisch erhältlich, für um die 30 Euro.