Pope Joan von Donna Woolfolk Cross

Bei dem Buch handelt es sich um die Vorlage für den Film Die Päpstin.

Das Buch beschreibt sehr eindrücklich (hier im englischen Original) die Geschichte einer jungen Frau, die sich mehr für das Lernen und das Lesen interessiert, als für die im 9. Jahrhundert typischen Pflichten des Kinderempfangens und der Hausarbeit.

Ob es eine Päpstin Johannes gegeben hat, ist eine Spekulation und kann heute nicht bewiesen werden. Die Spekulationen darüber halten aber an und werden in diesem Buch sehr ansprechend verarbeitet.

Das Buch geht dabei sehr detailliert auf die Lebenswirklichkeit der normalen Bevölkerung, das Leben im Kloster und die Lebensumstände des Adels und der Kirche ein. Die Beschreibungen sind dabei sehr immersiv und ziehen den Leser in die Zeit hinein. Dass hier eine Frau die Hauptfigur ist, fällt beim Lesen oft gar nicht auf, da eher die Beschreibung der Umgebung und der politischen Verhältnisse im Vordergrund steht und die Hauptfigur sich darin sehr gut einfügt.

Die Geschichte setzt dabei mit der Kindheit der Protagonistin ein und beschreibt ihr Leben in einem einfachen Dorf auf dem Land in Deutschland. Die Gewalt in der Ehe und die unterschiedliche Behandlung von Kinder, gerade zwischen Männern und Frauen, werden hier thematisiert, wie auch die Ablehnung von fremden Personen und nicht christlichen Wissens in der Zeit.

Die Beschreibung des Lebens im Kloster, der Bezug auf den germanischen, heidnischen Glauben und den moralischen Verfall der kirchlichen Elite sind im Buch wahrnehmbar und dienen als Kontrast zur vermeintlichen Überlegenheit der kirchlichen Moral den Frauen gegenüber.

Johanna ist dabei keine Heldin, sondern die Beschreibung dient dazu, den Weg einer Person zu beschreiben, die sich gegen Vorurteile und gesellschaftliche Konventionen stellt, nicht, um andere zu überzeugen, sondern das selbst gewählte Leben leben zu können.

Der Hauptteil des Buches verfügt über 408 Seite, nebst einem Anhang der Autorin mit Erläuterungen zum Werk.

Damir-Geilsdorf, Sabine, Islamismus, Bonn, BPB, 2024

Das Werk behandelt in systematischer Weise den Begriff und die Entwicklung des Islamismus sowie dessen Erscheinungsformen in Deutschland und weltweit. Ausgangspunkt ist die begriffliche Abgrenzung zwischen Islam als Religion und Islamismus als politischer Ideologie. Islamistische Bewegungen wollen Gesellschaft und Politik nach islamischen Vorstellungen umgestalten, unterscheiden sich jedoch stark in Methoden und Reichweite. Während legalistische Gruppen legale Mittel nutzen, propagieren dschihadistische Strömungen Gewalt und inszenieren sich als Kämpfer Gottes. Dabei wird der Koran selektiv interpretiert, etwa zur Rechtfertigung von Gewalt oder Sklaverei, obwohl er eigentlich Zwang im Glauben verbietet. Antisemitische Deutungen entwickelten sich vor allem im 20. Jahrhundert. Auch der Salafismus, verstanden als Rückkehr zu den „frommen Vorfahren“, stellt eine bedeutende Strömung dar, die sich unter anderem durch äußere Abgrenzung manifestiert.

Historisch wurzelt der Islamismus im späten 18. Jahrhundert als Reaktion auf Kolonialismus und Säkularisierung. Bedeutend waren der Wahhabismus und die enge Allianz mit dem saudischen Königshaus, später die Gründung der Muslimbruderschaft 1928. Mit Osama bin Laden und al-Qaida entstand Ende des 20. Jahrhunderts eine global agierende Terrorbewegung, die schließlich in den Islamischen Staat (IS) mündete, der heute insbesondere in Afrika aktiv ist.

In Deutschland reichen islamistische Strukturen bis in die 1950er Jahre zurück. Mit der Gründung islamischer Gemeinschaften und neuerdings der Deutschen Muslimischen Gemeinschaft (DMG) wurden institutionelle Strukturen geschaffen. Seit den 2000er Jahren spielen Internet und soziale Medien eine zentrale Rolle bei der Verbreitung extremistischer Ideologien. Zwischen 2011 und 2020 reisten über 1.000 Personen aus Deutschland nach Syrien zum IS. Die Behörden unterscheiden zwischen „Gefährdern“ und „relevanten Personen“. Islamistische Propaganda greift häufig einfache Gegensätze auf und richtet sich gegen Demokratie und Selbstbestimmung.

Im Verhältnis zu Demokratie zeigt sich eine gewisse Ambivalenz: Während die islamische Tradition mit der schura (Ratsversammlung) partizipative Elemente kennt, lehnen radikale Strömungen Demokratie als „göttliche Anmaßung“ ab. Dennoch ließen sich in Ägypten und Tunesien moderatere Entwicklungen islamistischer Parteien beobachten.

Der Radikalisierungsprozess wird meist durch persönliche Krisen, Ausgrenzungserfahrungen und ein starkes Schwarz-Weiß-Denken geprägt. Häufig sind die Betroffenen religiös wenig gebildet und konstruieren sich einen fragmentarischen Islam. Besonders anziehend wirkt auf junge Menschen die absolute Ausrichtung des Lebens an einer vermeintlich eindeutigen Wahrheit. Religiöse Gewalt erweist sich dabei als besonders brutal, da sie auf einen jenseitigen Richter bezogen ist.

Prävention erfordert die Vermeidung von Stigmatisierung sowie eine fundierte islamische Bildung, die Verzerrungen entgegenwirken kann. Schwierigkeiten bestehen in der fehlenden institutionellen Verankerung, da es keine „Amtskirche“ gibt und Angebote meist ehrenamtlich getragen werden.

Das Buch umfasst ca. 130 Seiten und kann der BPB bezogen werden.

Herder, Manuel, Der Papst der Bücher

Manuel Herders Werk porträtiert Joseph Ratzinger nicht nur als Theologen, sondern als „Papst der Bücher“, dessen intellektuelles Vermächtnis besonders in seinen Schriften sichtbar wird. Früh mit dem Herder-Verlag verbunden, trat Ratzinger nicht als klerikaler Machtmensch auf, sondern als feinsinniger Gelehrter mit innerer Milde und tiefer Spiritualität. Seine Werke kreisen um zentrale Themen des Glaubens: Glaube, Hoffnung und Liebe, wobei er stets den Dialog mit Nichtgläubigen suchte und den Glauben als personale Beziehung zu Gott verstand – nicht als abstraktes Dogma.

In den Jesusbüchern, die bereits vor seinem Pontifikat entstanden, interpretiert er die Rolle Jesu neu: als Prophet und Sohn Gottes, der die Verbindung zu Gott neu definiert. Ratzinger betont die innere Autorität Jesu, die sich nicht aus der Institution, sondern aus göttlicher Nähe speist. Er hinterfragt rituelle Fixierungen und verlagert den religiösen Fokus auf die Gemeinschaft der Gläubigen. Seine theologische Tiefe spiegelt sich besonders in der Darstellung von Eucharistie und Opfer wider: Christus wird als letztes Opfer verstanden, das die sakramentale Gemeinschaft stiftet.

Seine großen Reden während des Pontifikats zeugen vom Spannungsfeld zwischen Glaube und Vernunft. Er bekennt sich zur Wissenschaft, fordert jedoch ihre ethische Rahmung. Politik soll dem Recht dienen, nicht der Macht. Besonders markant ist seine Absage an die gewaltsame Missionierung – Glaube kann nur durch Überzeugung wachsen.

Zur Kirche äußert er sich als Verteidiger des Konzils von Vatikan II, das er als Vertiefung, nicht als Bruch mit der Tradition begreift. Seine ökumenischen Impulse zeigen sich in der Anerkennung anderer christlicher Kirchen und dem interreligiösen Dialog. Ratzinger sieht in der Kirche Zuflucht und Orientierung, jedoch auch den Anspruch, sich von weltlichen Zwängen zu entflechten.

Im Kapitel Barmherzigkeit und Rechtfertigung betont er Gottes liebende Zuwendung über die Gerechtigkeit. In der Liturgie erkennt er eine göttlich gestiftete Ordnung, die nicht beliebig verändert werden darf. Politisch sieht er in der Trennung von Kirche und Staat Chancen, verweist aber auch auf Gefahren einer rein säkularen Gesellschaft, insbesondere im Kontext von Sterbehilfe und Werteverlust.

Das Buch zeigt einen Papst, der mehr Denker als Regent war – einer, dessen bleibende Spuren in der Tiefe seiner Theologie und der geistigen Kraft seiner Texte liegen.

Das Buch umfasst insgesamt 328 Seiten Fließtext und ist für ca. 28,00 Euro erhältlich.

Eisiges Schweigen Flussabwärts von Michael Thumann

Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann, Michael | Hardcover

In seinem 2025 erschienenen Buch Eisiges Schweigen flussabwärts unternimmt der ZEIT-Korrespondent Michael Thumann eine eindrucksvolle Reise von Moskau nach Berlin. Dabei dokumentiert er die zunehmende politische und gesellschaftliche Kälte zwischen Russland und Europa. Seine Route führt ihn über die schwer bewachten Außengrenzen Russlands, zunächst nach Osten Richtung Zentralasien, dann nach Westen über die baltischen Staaten und Polen nach Deutschland . (Eisiges Schweigen flussabwärts | Lesejury, csm_ZFL_social-media-bild_Schmidt_5859f41361.jpg, Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann | e-Book)

Thumann beschreibt eindringlich die Herausforderungen, denen sich Journalisten in Russland gegenübersehen, einschließlich Schikanen und eingeschränktem Zugang zu Informationen. Er berichtet von Begegnungen mit russischen Flüchtlingen und Menschen aus Osteuropa, die ihre Ängste vor Russlands Revanchismus und Kriegslust äußern . Dabei reflektiert er auch seine eigene Familiengeschichte und die Ursachen für das angespannte deutsch-russische Verhältnis. (Michael Thumann: Eisiges Schweigen flussabwärts bei hugendubel.de …, Eisiges Schweigen flussabwärts | Thumann | e-Book, csm_ZFL_social-media-bild_Schmidt_5859f41361.jpg)

Das Buch ist ein persönlicher Reisebericht, der die erneute Teilung Europas mit eigenen Augen erkundet und ein mitreißendes zeitgeschichtliches Zeugnis von der Suche nach einer Sicherheit bietet, die viele bereits verloren haben . (Eisiges Schweigen flussabwärts: Eine Reise von Moskau nach Berlin)

Bibliografische Angaben:

  • Autor: Michael Thumann
  • Titel: Eisiges Schweigen flussabwärts – Eine Reise von Moskau nach Berlin
  • Verlag: C.H.Beck
  • Erscheinungsjahr: 2025
  • ISBN: 978-3-406-83003-7
  • Seitenzahl: 284

Dan Brown: Sakrileg

Dan Browns Thriller Sakrileg – The Da Vinci Code ist ein packender Mystery-Roman, der sich mit einer Verschwörung innerhalb der katholischen Kirche, der Kunstgeschichte und dem Geheimnis um den Heiligen Gral befasst. Die illustrierte Ausgabe enthält zahlreiche Bilder von Kunstwerken, Symbolen und Schauplätzen, die eine tiefere visuelle Ebene in die spannende Handlung einfügen.

Die Geschichte beginnt mit dem Mord am Kurator des Louvre, Jacques Saunière, in Paris. Vor seinem Tod hinterlässt Saunière kryptische Hinweise, die auf Leonardo da Vincis Werke, insbesondere die Mona Lisa und Das letzte Abendmahl, verweisen. Der Harvard-Symbologe Robert Langdon wird in den Fall verwickelt, als er von der französischen Polizei als Verdächtiger befragt wird. Ihm zur Seite steht die Kryptologin Sophie Neveu, die gleichzeitig die Enkelin des Ermordeten ist. Gemeinsam erkennen sie, dass Saunière zu einer geheimen Bruderschaft gehörte – dem Prieuré de Sion –, die seit Jahrhunderten ein verborgenes Wissen über den Heiligen Gral bewahrt.

Auf der Flucht vor der Polizei und dem zwielichtigen Bischof Aringarosa sowie seinem fanatischen Handlanger Silas, einem Opus-Dei-Mönch, folgen Langdon und Sophie einer Reihe von Rätseln und Hinweisen, die sie zunächst zu einem Schweizer Bankschließfach führen. Dort entdecken sie eine hölzerne Kryptex, die eine weitere geheime Botschaft enthält. Mit der Hilfe des exzentrischen Historikers Sir Leigh Teabing setzen sie ihre Suche fort, die sie nach England führt. Teabing erklärt ihnen seine Theorie, dass der Heilige Gral nicht – wie oft angenommen – ein Kelch sei, sondern ein verborgenes Geheimnis über Maria Magdalena. Sie sei nach Jesu Kreuzigung nach Frankreich geflohen und habe seine Blutlinie weitergetragen. Die Kirche habe diese Wahrheit über Jahrhunderte hinweg unterdrückt, um ihre eigene Macht zu schützen.

Während ihrer Flucht durch London und Paris entkommen Langdon und Sophie mehrfach nur knapp ihren Verfolgern. Doch schließlich werden sie von Teabing selbst verraten, der sich als Drahtzieher hinter der Jagd nach dem Gral entpuppt. In einem dramatischen Showdown wird Teabing verhaftet, während Langdon und Sophie das letzte Rätsel lösen: Der Heilige Gral ist in einer verborgenen Gruft unter der Rosslyn-Kapelle in Schottland. Dort entdeckt Sophie ihre wahre Herkunft – sie ist eine Nachfahrin Jesu und Maria Magdalenas. Doch die tatsächlichen Überreste des Grals bleiben unentdeckt.

Die Geschichte endet mit Langdons Erkenntnis, dass das Geheimnis des Grals verborgen bleiben muss, um seinen spirituellen Wert zu bewahren. Die letzte Szene zeigt ihn kniend vor dem Louvre, wo er versteht, dass das größte Mysterium möglicherweise direkt unter der Glaspyramide des Museums ruht.

Die illustrierte Ausgabe des Romans bereichert die fesselnde Erzählung mit Kunstwerken, historischen Dokumenten und Symbolen, die die vielschichtige Verschwörung noch greifbarer machen. Dan Browns Werk verbindet dabei fiktive Elemente mit realen kunsthistorischen und religiösen Theorien, was den Roman sowohl zu einer spannenden Lektüre als auch zu einem faszinierenden Einblick in die Welt der Symbolik macht.

Die illustrierte Ausgabe ist derzeitig nur antiquarisch erhältlich, für um die 30 Euro.

Christian Schweppe – Zeiten ohne Wende (München, C.H. Beck, 2024)

Christian Schweppes Zeiten ohne Wende ist eine schonungslose Analyse der deutschen Verteidigungspolitik und der gescheiterten Umsetzung der von Bundeskanzler Olaf Scholz ausgerufenen „Zeitenwende“. Das Buch beleuchtet auf knapp 320 Seiten die historische, politische und gesellschaftliche Entwicklung der Bundeswehr und Deutschlands Rolle in der internationalen Sicherheitsarchitektur seit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine 2022.

Inhalt und Schwerpunkte

Das Werk gliedert sich in drei Phasen, die von der Ausrufung der Zeitenwende über die Schwierigkeiten der Umsetzung bis hin zur Frage, ob diese jemals realisiert wird, reichen.

Im Kapitel Kaltstart analysiert Schweppe die Überraschung und Überforderung der deutschen Politik, die sowohl auf den Kriegsausbruch als auch auf die eigenen strukturellen Defizite unzureichend vorbereitet war. Die jahrelange Vernachlässigung der Bundeswehr und die mangelhafte Ausrüstung werden deutlich, sei es durch fehlende Munition oder sogar T-Shirts in den Kasernen.

In Mangelwirtschaft und Abschreckung beschreibt Schweppe die ineffiziente Beschaffung und das bürokratische Dickicht, das dringend notwendige Modernisierungen blockiert. Trotz Milliardeninvestitionen bleibt Deutschland weit hinter den NATO-Vorgaben zurück, während gleichzeitig Widersprüche, wie inkompatible Ausrüstung zwischen den NATO-Partnern, den Verteidigungserfolg gefährden.

Die Kapitel der zweiten Phase, wie Geheimnisse und Goldrausch, legen politische Fehler offen. So wird etwa die Entscheidung, der Ukraine lediglich 5.000 Helme zu liefern, zur internationalen Lachnummer, während fragwürdige Lobbyaktivitäten rund um das Sondervermögen der Bundeswehr zunehmen. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht wird als Symbol dieser chaotischen Phase dargestellt – mit unglücklichen öffentlichen Auftritten und mangelnder Fachkompetenz.

Der dritte Teil, beginnend mit Neubeginn, zeigt mit der Ernennung von Boris Pistorius zwar Ansätze eines Wandels, doch bleibt der Reformstau immens. Von maroden Kasernen bis hin zu fehlender Digitalisierung sieht Schweppe die Umsetzung der Zeitenwende weiterhin blockiert. Auch ambitionierte Projekte, wie die dauerhafte Stationierung deutscher Truppen in Litauen, kranken an mangelnder Planung.

Fazit

Schweppes Buch ist sowohl ein politisches als auch ein historisches Werk, das die Diskrepanz zwischen der Ausrufung der Zeitenwende und der Realität scharf herausarbeitet. Es zeigt auf, wie politische, bürokratische und wirtschaftliche Hürden Deutschland daran hindern, eine glaubwürdige Verteidigungsstrategie zu entwickeln. Zeiten ohne Wende ist ein Weckruf, der verdeutlicht, dass die angekündigten Veränderungen bislang weitgehend ausblieben und Deutschland weiterhin in einem sicherheitspolitischen Dilemma steckt.

Dieses Buch ist ein Muss für alle, die sich für Verteidigungspolitik, die Geschichte der Bundeswehr und die Herausforderungen moderner Sicherheitspolitik interessieren. Schweppes präzise Analyse macht deutlich, dass echte Reformen notwendig sind, um den Anspruch der Zeitenwende zu erfüllen.

Das Buch umfasst 348 Seiten Text und ist für 26 Euro zu erhalten.

Dr. Herny Picker, Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier

Henry Pickerts Buch „Hitlers Tischgespräche im Führerhauptquartier“ bietet einen eindrucksvollen Einblick in die Gedankenwelt Adolf Hitlers während seiner Zeit im Führerhauptquartier. Die Aufzeichnungen erstrecken sich über die Jahre 1941 bis 1942 und spiegeln die Dynamiken, Entscheidungen und politischen Visionen Hitlers wider. Die Gespräche vermitteln, in welcher Weise Hitler über Politik, Ideologie, Religion und Krieg nachdachte und wie er versuchte, seine Ideen in die Realität umzusetzen.

Ein bedeutender Aspekt des Buches ist die Entstehungsgeschichte der Tischgespräche selbst. Diese wurden von Pickert, einem Juristen und Nicht-Mitglied der NSDAP oder Wehrmacht, in direkter Nähe zu Hitler verfasst. Das Führerhauptquartier, das weniger als fester Ort, sondern als mobile Kommandozentrale verstanden werden muss, ermöglichte Pickert den direkten Zugang zu Hitlers innerstem Kreis und brachte ihm auch persönliche Feindschaften ein, etwa die von Heinrich Himmler. Dennoch gelang es ihm, die Tischgespräche zu dokumentieren und eine Sicht auf Hitler zu eröffnen, die durch die Nähe zu den Ereignissen bemerkenswert detailliert ist.

Die Tischgespräche selbst offenbaren Hitlers Weltsicht in vielerlei Facetten. Er betrachtete die Welt als eine Art „Wanderpokal“, der immer in die Hände des Stärkeren gerät. Diese Sichtweise spiegelt sich auch in seinen politischen Zielen wider: Hitler verfolgte eine aggressive Expansionspolitik und sah sich als Berufener, das Schicksal Europas unter deutscher Führung zu bestimmen. Sein Plan, ein vereintes Europa unter deutscher Hegemonie zu schaffen, ist ein immer wiederkehrendes Thema der Gespräche, ebenso wie die Propaganda, die durch einfache und einprägsame Slogans von Joseph Goebbels den Massen vermittelt wurde.

Ein weiteres bemerkenswertes Thema der Tischgespräche ist Hitlers Haltung gegenüber Religion. Er sah in Jesus Christus einen Arier und war der Ansicht, dass die Religion der Menschheit eine geistige Basis bieten sollte, ohne jedoch den institutionellen Kirchen zu vertrauen. Seine Abneigung gegen die christlichen Kirchen, die sich gegen seine Judenpolitik und gegen die Ermordung von geistig behinderten Menschen stellten, kommt immer wieder zum Ausdruck. Gleichzeitig äußerte er eine gewisse Faszination für mystische und pseudoreligiöse Themen, die sich etwa in seiner Vorstellung vom „Blut und Boden“-Heidentum widerspiegelt.

Die Gespräche beleuchten auch Hitlers persönliche Lebensweise. Er war ein strenger Vegetarier, der eine gesunde Ernährung propagierte und strikte Tagesabläufe einhielt. Auch seine Beziehungen zu seinen engsten Vertrauten im Führerhauptquartier werden thematisiert. Interessanterweise beschreibt Pickert Hitler hier als „pater familias“, der den Mitarbeitern gegenüber eine offene und beinahe fürsorgliche Haltung einnahm. Eva Braun, Hitlers langjährige Partnerin, wird ebenfalls als seine einzige Geliebte seit 1932 erwähnt, wobei er gleichzeitig als Charmeur gegenüber anderen Frauen beschrieben wird.

Die politische und militärische Seite des Buches ist nicht minder eindrucksvoll. Hitler spricht in den Tischgesprächen offen über seine Pläne, wie etwa die Eroberung und Besiedlung des Ostens, die er nach dem Vorbild der britischen Kolonialpolitik in Indien plante. Auch die Judenvernichtung wird, wenn auch nur am Rande, thematisiert. Interessanterweise behauptet Pickert, dass die Details dazu im Führerhauptquartier nicht diskutiert wurden und Hitler selbst die „Reichskristallnacht“ nicht genehmigt habe.

Auch die Beziehung zu anderen Nationen und politischen Führern findet Eingang in die Gespräche. So wird die Zusammenarbeit mit Mussolini thematisiert, und Hitlers vergebliches Bemühen, Großbritannien als Verbündeten zu gewinnen, wird deutlich. Besonders sticht die Bemerkung hervor, dass Hitler die britische Marine nicht provozieren wollte, um eine Allianz nicht zu gefährden – ein Unterfangen, das letztendlich scheiterte.

Was die militärischen Aspekte angeht, gibt das Buch interessante Einblicke in Hitlers Meinung zur Wehrmacht und zu neuen Technologien. Die Förderung der Luftwaffe und der Panzerwaffe war ihm ein persönliches Anliegen, da er die Marine, insbesondere Schlachtschiffe, als veraltet und ineffektiv ansah. Der Entschluss, die russische Stadt Leningrad auszuhungern und zu zerstören, ist nur ein Beispiel für die grausame Konsequenz seiner Überlegungen.

Insgesamt ist Pickerts Buch eine eindrucksvolle Dokumentation, die tief in Hitlers Gedankenwelt eindringt. Die Tischgespräche sind geprägt von Hitlers Visionen einer neuen Weltordnung, seiner Obsession für Rassenideologie und seinen kruden Vorstellungen zur Formung der Gesellschaft. Die Gespräche, oft von langen Monologen geprägt, zeigen einen Mann, der fest davon überzeugt war, die Zukunft Europas zu gestalten, jedoch viele der sozialen und politischen Realitäten vollkommen falsch einschätzte.

Die Tatsache, dass die Gespräche direkt aus dem Führerhauptquartier stammen und aus einer Zeit, in der der Zweite Weltkrieg seinen Höhepunkt erreichte, machen dieses Buch zu einer einzigartigen Quelle für Historiker und interessierte Leser. Es ermöglicht einen Blick hinter die Kulissen der Entscheidungsprozesse und gibt einen Einblick in die Widersprüche und Gedankengänge eines der umstrittensten Figuren der Geschichte.

Das Werk ist im Hauptteil 502 Seiten stark und im Antiquariat erhältlich.

Nolte, Ernst, Der Faschismus in seiner Epoche, München, Piper, 1963

Ernst Noltes Werk *“Der Faschismus in seiner Epoche“* (1963) gilt als ein wegweisender Versuch, den Faschismus als historisches und transnationales Phänomen zu begreifen. Nolte untersucht die Entstehung und Entwicklung des Faschismus in Europa von 1914 bis 1945 und analysiert ihn im Kontext seiner Epoche, die von den Weltkriegen und den tiefgreifenden sozialen und politischen Umwälzungen geprägt war.

Nolte betrachtet den Faschismus nicht als isoliertes, rein nationales Phänomen, sondern als eine Reaktion auf den Ersten Weltkrieg und die Bedrohungen durch den Kommunismus und die moderne Demokratie. Er beschreibt, wie der Faschismus durch die Schriften und Reden seiner Führer, insbesondere Mussolini und Hitler, definiert und geformt wurde. Nolte betont, dass der Faschismus, im Gegensatz zu etablierten Ideologien wie Liberalismus und Sozialismus, eine neue, noch unbestimmte politische Form darstellte, die auf den Instinkten und Ängsten der Massen basierte.

Ein zentraler Aspekt des Buches ist der Vergleich der verschiedenen faschistischen Bewegungen, insbesondere des italienischen Faschismus und des deutschen Nationalsozialismus. Nolte zeigt auf, wie diese Bewegungen trotz ihrer Ähnlichkeiten durch nationale Eigenheiten geprägt waren und häufig in Konkurrenz zueinander standen. Er beleuchtet auch die ideologischen Wurzeln des Faschismus, die teilweise im Marxismus verankert sind, und beschreibt den Faschismus als einen Totalitätsanspruch, der weder Gott noch Moral als Maßstab anerkennt.

Das Buch bietet eine umfassende Analyse der Action française, die Nolte als eine besondere Ausprägung des Faschismus betrachtet, sowie eine detaillierte Untersuchung der Praxis und der Organisationsstrukturen der faschistischen Bewegungen. Nolte argumentiert, dass der Faschismus in erster Linie praxisorientiert war, mit der Tat als zentralem Element, im Gegensatz zur stark ideologisch geprägten Doktrin des Marxismus.

**Ernst Nolte:**

Ernst Nolte (1923–2016) war ein deutscher Historiker und Philosoph, der sich insbesondere mit der Ideengeschichte des 20. Jahrhunderts befasste. Bekannt wurde er durch seine kontroversen Arbeiten zum Faschismus und zum Nationalsozialismus. Nolte vertrat die Auffassung, dass der Faschismus als Reaktion auf die Bedrohung durch den Kommunismus verstanden werden müsse, eine These, die ihn in den 1980er Jahren in den sogenannten Historikerstreit verwickelte. Seine Arbeiten waren prägend für die Faschismusforschung, wurden aber auch vielfach kritisiert, insbesondere wegen seiner Vergleiche zwischen Nationalsozialismus und Bolschewismus. Nolte lehrte an verschiedenen Universitäten, darunter die Freie Universität Berlin, und hinterließ ein viel diskutiertes Werk, das nach wie vor in der Geschichtswissenschaft rezipiert wird.

Ich habe das Werk antiquarisch erworben. Es umfasst 545 Seiten Fließtext.

al-Khalili, Jim, Im Haus der Weisheit, Frankfurt am Main, S. Fischer, 2010

Bei diesem Werk handelt es sich um eine Mischung aus der Darstellung von Allgemeinwissen und Geschichtswissen, welches sich sehr angenehm lesen lässt.

Das Buch behandelt die Geschichte der Wissenschaft im Islam und deren Einfluss auf die europäische oder besser gesagt „westliche, moderne“ Wissenschaft. Der Autor macht dabei auch Ausflüge in einzelne Fachgebiete, wie die Astronomie und gibt den Lesern Hinweise auf Ursprünge bestimmte Wörter (etwa Sinus) oder die Überlieferung bestimmter Ansichten, die auch in Europa fussgefasst haben, aber eigentlich von Gelehrten aus dem arabischen Raum stammen.

Das Werk umfasst 387 Seiten mit einem umfangreichen Anmerkungsapparat im Anschluss an den Text. Die einzelnen Kapitel werden dabei mit Zitaten aus dem arabischen Raum eingeleitet, wobei der Autor hier vom islamischen Raum sprechen würde. Er widmet selbst diesen Unterschied, ob man nun islamisch oder arabischen sagen sollte, eigene Ausführungen, die lehrreich und interessant zu lesen sind.

Auch wenn der Autor dies später selbst relativiert, sind gerade die Ausführungen zur Übersetzungstätigkeit im arabischen Raum, vom alten Griechischen ins Arabische und später vom Arabischen ins Lateinische, sehr interessant dargestellt und lassen den Fluss des Wissen über die Jahrhunderte gut erkennen.

Auch der Bezug zu einzelnen historischen Persönlichen im muslimischen Raum und deren Lebensumstände und wirtschaftlichen und religiösen Zwänge lassen eine Vertrautheit beim Lesen entstehen, die das Faktenwissen sehr gut in die historische Erzählung einbettet.

Als Ergebnis kann man sagen, dass der muslimische und der europäische (christliche) Raum weiter weniger von der gegenseitigen Zusammenarbeit und der Befruchtung der Wissenssuche wissen, als tatsächlich das Morgen- und Abendland historisch verbunden waren.

Das Werk ist im S. Fischer Verlag erschienen und kann für ca. 26 Euro, in der gedruckten Fassung, erworben werden.

Münkler, Herfried, Welt in Aufruhr, 6. Auflage, Berlin, Rowohlt Verlag, 2023

In seinem sehr lesenswerten und aktuellen Werk kommt Münkler auf gut 456 Seiten auf die aktuelle Weltlage und deren Entwicklung in den vergangenen Jahren und für die nahe Zukunft zu sprechen.

Das Buch ist verständlich und flüssig zu lesen, setzt an einigen Stellen, für ein vollständiges Verständnis, aber die Kenntnis von einigen Klassikern  der Geschichts- bzw. Politikwissenschaft voraus bzw. auch profunde Kenntnisse im Staatsrecht.

Einfache Lösungen oder einfache Sichtweisen sollte man von diesem Buch nicht erwarten. Der Autor versteht es, die aktuelle politische Lage in der Welt mit verschiedenen Theorien einzuordnen und zu analysieren, die sich einfachen Lösungen aus Talkshows entziehen.

Seine Darstellung des Interesses von Staaten, der verschiedenen Ansätze von Politik, Staaten, wie Russland, wirtschaftlich einzubinden und damit an kriegerischen Auseinandersetzungen zu hindern, beschreibt er ebenso, wie das Scheitern dieser Politik und der Selbsttäuschung, der sich viele Menschen in Europa und gerade in Deutschland hingeben, dass ohne militärische Macht Politik in der Welt gemacht werden kann.

Er verweist auch darauf, dass die Welt nicht nach reiner ökonomischer Logik funktioniert, sondern gerade auch historische Machtansprüche und das eigene Verständnis von Imperium, Einflusszonen und Weltmacht eine trage Rolle spielt.

Einflusszonen und der Krieg als Mittel der Politik bzw. für Politik sind, mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine, wieder an der Tagesordnung. Er bindet dabei auch Klassiker wie Clausewitz in seine Betrachtung ein und zeigt auf, dass gerade die alte Logik von Einflusszonen immer noch besteht. Ein „Frieden schaffen ohne Waffen“ hat seine Grenzen an der Realität erreicht und wird sich in der Zukunft mit neuen Konflikten befassen müssen.

Sein Ausblick in die Zukunft lässt erwarten, dass neben den USA und China auch die USA, Indien und Russland in der Zukunft eine dominante Rolle spielen werden, sodass die EU gut beraten ist, in diesem Spiel aus wirtschaftlicher und militärischer Macht nicht von Anfang an in ein Hintertreffen zu geraten, gerade, wenn ein Präsident Trump den Schutz für Europa nicht mehr an die erste Stelle stellt.

Das Buch ist im Rowohlt Verlagen erschienen und für 31,00 Euro erhältlich.